Hochbegabungspresse Berlin/Kabul, 21. April 2010: Nach den tödlichen Anschlägen auf die Bundeswehr in Afghanistan mit insgesamt sieben Toten binnen weniger Tage ist die Diskussion um den Einsatz am Hindukusch neu entbrannt.
Die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation Save the Children fordert anlässlich der Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Merkel am Donnerstag, einen dringend nötigen Strategiewechsel. „Wenn in Deutschland über Afghanistan gesprochen wird, geht es vor allem um den Bundeswehreinsatz“, kritisiert Kathrin Wieland. Die Arbeit der Entwicklungshilfsorganisationen trete in den Hintergrund. Dabei komme die Hilfe durchaus an und werde positiv wahrgenommen.
So konnte Save the Children beispielsweise in der Provinz Jawzjan, im Nordwesten des Landes, die erste Hebammenschule Afghanistans aufbauen. Dort werden Frauen aus den Dörfern und Gemeinden zu Hebammen und Gesundheitsberaterinnen ausgebildet.
Diese Frauen sind in den Gemeinden fest verankert und haben dadurch Zugang zu den Familien. Sie können erworbenes Wissen weitergeben und sind damit wichtige Multiplikatorinnen. Sie informieren über lebenswichtige Hygiene-Maßnahmen wie Händewaschen, die Bedeutung von Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und Ernährung – und können so Leben retten.„Die enge Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung, den lokalen Autoritäten, den Mullahs und Dorfältesten ist bei allen unseren Projekten der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Sara Persson, Mitarbeiterin von Save the Children in Afghanistan.
Nur wenn die Menschen vor Ort eng in die Planung und Durchführung einbezogen würden, werde die Hilfe auch angenommen. Kulturelle Gewohnheiten und Bedürfnisse müssten bei jedem Projekt berücksichtigt werden. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Hilfe nicht als westlich und anti-islamisch abgelehnt werde.
„Wenn wir mehr Mädchen in die Schule schicken wollen, muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass der Schulweg sicher ist, dass es eigene Waschräume für Mädchen gibt und genügend Lehrerinnen ausgebildet werden. Manchmal scheitert ein Projekt, weil simple Kleinigkeiten wie eine Schutzwand um das Schulgebäude fehlen. Dann schicken die Eltern ihre Töchter nicht zum Unterricht.“Eine aktuelle Studie der Freien Universität Berlin für das Entwicklungsministerium über die Wirksamkeit der Afghanistanhilfe bestätigt diesen Ansatz. „Die Akzeptanz der Bevölkerung können wir nicht durch kurzfristige Investitionen gewinnen, sondern nur durch langfristige, nachhaltige und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Projekte“, so Kathrin Wieland.
Save the Children arbeitet gemeinsam mit einheimischen Partnern seit mehr als 30 Jahren in Afghanistan. Die Organisation unterstützt unter anderem den Aufbau von Schulen, Unterricht für Flüchtlingskinder in den Lagern an der Grenze zu Pakistan und die Ausbildung von Gesundheitsmitarbeitern und Hebammen.
Kontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Maya Dähne
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